Wo geht´s hier weiter nach Süden?

Kissamos, Griechenland, 25. Januar 2024

Etwas ungewohnt, ohne Lea und Alex im Rückspiegel, fuhren wir vom Valtaki Strand in der Nähe von Gythio einmal über die Bergkette auf die Westseite der Mani, ein Landstrich im Süden der Halbinsel Peloponnes, auch als Mittelfinger von Peloponnes bekannt. Auf dem Weg dorthin passieren wir einen in die Jahre gekommenen LKW, der sich, vollkommen überladen und bei jeder Unebenheit bedrohlich wankend, im Schneckentempo die Berge hochkämpfte, während der Fahrer eines Begleitfahrzeugs die auflaufenden Fahrzeuge wild gestikulierend vorbeiwinkte. Derlei Begegnungen gehören bei Fahrten durch das Hinterland zum Alltag und hinterlassen bei uns sehr stark den Eindruck, dass hier vieles recht unkompliziert gehandhabt wird. Dennoch erwischen wir uns hin und wieder bei dem Gefühl, dass auf die Sicherheit vielleicht ein Hauch zu wenig wert gelegt wurde.

An der westlichen Küste angekommen schlägt Juli spontan vor, einen kurzen Abstecher in den kleinen Küstenort mit hervorragenden Referenzen Limeni einzuschieben. Gesagt getan, jedoch war schon bei der Abfahrt hinunter in den Ort zu erkennen, dass dort jetzt im Winter nichts los ist, und so hielten wir uns hier nicht lange auf. Stattdessen schlugen wir wieder die ursprüngliche Richtung ein und nahmen die Küstenstraße gen Süden, welche sich immer im Wechsel hinauf zu toll gelegenen Bergdörfer und hinunter zu süßen Buchten und schönen Stränden schlängelte. Einen besonders imposanten Eindruck macht das, auf der Spitze eines kleineren Bergs gelegene, Dorf Vathia, dass jedoch aufgrund einer lange zurückliegenden Familienfede kaum noch Einwohner hat. Allgemein gefielen uns die karge Landschaft und die typische Naturstein-Bauweise dieser Region auf Anhieb richtig gut, von dem fantastischen Ausblick auf das weite, blau strahlende Meer kaum zu Schweigen. Die letzten 2 km bis zum südlichsten Punkt des griechischen Festlands, dem Kap Tenaro, auf dem es natürlich auch einen tollen Leuchtturm gibt, sind wir sehr motiviert, aber andererseits auch notgedrungen, zu Fuß über einen kleinen Trampelpfad gewandert. Ein halbwegs gedenkträchtiger Augenblick, denn nun sind wir mit unserem Bruno nicht nur am nördlichsten, sondern auch am zweit-südlichsten Punkt des europäischen Festlands gewesen. Tarifa in Spanien ist noch etwas südlicher aber für uns im Augenblick so weit entfernt, dass wir vorerst auch mit dem zweit-südlichsten Punkt sehr zufrieden sind.

Vom Kap Tenaro fuhren wir die Mani an der Ostküste wieder hoch, erneut vorbei an Gythio und der Küste entlang am nächsten Landzipfel wieder runter bis nach Pounta. Von dort aus wollten wir am Abend die Fähre zu der kleinen Insel Elafonisos nehmen, auf der wir Lea und Alex wieder treffen wollten. Das gerade durchziehende Sturmtief hatte jedoch etwas dagegen, denn bei diesem Wetter blieb die Fähre lieber sicher im Hafen liegen. So verweilten wir die Nacht hinter den Dünen und etwas windgeschützt zwischen ein paar Baumen in der Nähe des Fähranlegers. Von dieser Stelle aus konnten wir den Hafen von Elafonisos und die dort liegende Fähre sehen und so am folgenden Tag prima beobachten wie sich unsere Chancen auf die Insel zu kommen entwickelten. Tatsächlich gab es trotz abflachendem Wind bis zum frühen Nachmittag keine Anzeichen dafür, dass die Fähre den Betrieb bald wieder aufnehmen würde. Nachdem wir die Hoffnung schon aufgegeben hatten, war es eine umso schönere Überraschung, als pünktlich zur planmäßig vorletzten Überfahrt dieses Tages endlich Bewegung in die Sache kam.

Also packten wir alles zusammen und legten wenig später mit der letzten Fähre im Hafen von Elafonisos an. Durch die Verzögerung infolge des Sturms und aufgrund eines nahenden, festen Termins in unserer weiteren Reiseplanung, konnten wir nun zwar nur noch 24 Stunden auf der Insel verbringen, aber diese genossen wir in vollen Zügen bei herrlichem Sonnenschein. Nur einen Tag später verließen wir Elafonisos also schon wieder. Auch wenn es ein teurer Spaß war, da sich die Reederei die 10-minütige Überfahrt teuer bezahlen lässt, hat sich der Ausflug auf die kleine Insel mit Karibik-Feeling, weißem Sandstrand und glasklarem Wasser, gelohnt. Mit uns kamen auch Lea und Alex wieder zurück aufs Festland, denn die beiden haben sich dazu entschieden zusammen mit uns nach Kreta überzusetzen. Für die Überfahrt haben wir bereits einige Tage zuvor online eine vermeintlich günstige Fährverbindung zwischen Gythio und Kissamos (Kreta) gebucht (besagter Termin). Die Fähre nach Kreta sollte erst am Abend ablegen, sodass wir theoretisch auch noch eine zweite Nacht auf der Insel Elafonisos hätten bleiben können. Da jedoch wieder stärkere Winde angekündigt wurden, war uns das Risiko auf der Insel Elafonisos festzusitzen und unsere Fähre nach Kreta zu verpassen zu hoch. Vielleicht nicht unberechtigt, denn unsere Fähre nach Kreta ist aufgrund des Sturms ebenfalls vom Abend auf den nächsten Morgen verschoben worden. Da wir uns nunmehr bereits um 4:30 am Hafen einfinden mussten, entschieden wir die Nacht direkt am Anleger zu verbringen. Der Hafen von Gythio ist recht überschaubar und so liegt der Fähranleger direkt am Yachthafen. Für ein schönes Ambiente war in dieser Nacht also auch gesorgt. Am 25. Januar pünktlich um 5:30 Uhr stachen wir mit Kurs auf Kreta in See. Vorab, beim Befahren der Fähre erhielt unsere Hochstimmung (angesichts der Uhrzeit) allerdings noch einen Dämpfer. Hier teilte man uns mit, dass unser Ticket nicht für unser Fahrzeugkategorie gültig sei und wir an der Rezeption an Bord den Differenzbetrag zahlen könnten. Zur Absicherung wurden unsere Ausweise kurzerhand einbehalten. Bei der Online-Buchung auf der Homepage der Reederei Seajets wurde neben Motorrädern nur zwischen Fahrzeugen kleiner bzw. größer 4,25 m und LKW’s unterschieden. Wir wählten natürlich die Kategorie größer 4,25 m. An Bord erfuhren wir, dass die für uns passende Kategorie online nicht auswählbar wäre und man sich somit an das Büro hätten wenden müssen. Welches unsere Kategorie ist scheint dabei ebenfalls fraglich. Soeren war nun in höchster Diskussionslaune. Der Rezeptionist allerdings weniger. Nachdem es zunächst hieß, der Aufpreis gelte für Fahrzeuge ab 5 m Länge und Soeren folgerichtig darauf hinwies, dass Bruno aber nur 4,75 m lang ist, war aus dem guten Mann nichts weiter herauszubekommen, als dass der Aufpreis unsere Fahrzeugkategorie beinhalte und wir ihn nun zahlen müssten. Unsere Druckmittel waren wahrlich gering und so blieb uns letzten Endes nichts anderes, als in dem Wissen verarscht worden zu sein auf die knapp 150 € noch einmal weitere 45 € draufzuzahlen, um die Fähre später wieder im Besitz unserer Ausweise verlassen zu dürfen. Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es das auch nicht (in dem Fall die günstige Fährtickets).

Zumindest das Wetter meinte es gut mit uns. So durften wir auf See einen wunderschönen Sonnenaufgang beobachten und die Insel Kreta hat uns mit strahlend blauem Himmel und sommerlich warmen Temperaturen empfangen.

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