Der Einzug ins Baltikum

Saremaa, 15. Juni 2023

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An der Oststee, genauer gesagt dem bottnische Meerbusen, angekommen, wird uns allen allmählich bewusst, dass wir uns schon nichtmehr im Frühling, sondern bereits im Sommer befinden. Schließlich bestätigen uns auch die Ortsansässigen, dass der Frühling im Norden des Landes dieses Jahr eher einem Spätwinter glich und im Grunde übersprungen wurde. Dies ist uns nun Einerlei und wir genießen die von Tag zu Tag wärmer werdende Sonne, während wir entlang der Küste weiter Richtung Tampere fahren. Ohne große Schwierigkeiten finden wir immer wieder wunderschöne Natur-Parkplätze, die oft auch eine Feuerstelle inkl. Holzvorrat und eine Trockentoilette aufweisen. Einziger Wehmutstropfen sind die Mückenschwärme, von denen es sowohl in Finnland (dem Mückenreichsten Land ….) als auch hier in Estland gelinde gesagt „ausreichend“ gibt. Blöderweise sind wir in mancherlei Hinsicht nicht optimal für den Sommer ausgerüstet. So hatten wir die Überlegungen über den Insektenschutz im Camper auf unsere erneute Durchreise durch Deutschland verschoben, wenn wir uns aus dem winterlichen Norden in den sommerlichen Süden begeben wollten. Nun haben sich die Zeitpläne etwas verschoben, so dass sommerspezifisches Gepäck nach wie vor gut verstaut daheim verweilt.

Trotzdem haben wir uns auch von den Mücken nicht abschrecken lassen und setzen unsere Entdeckungstour durch den Süden Finnlands und nun durch Estland in altbekannter Weise weiter fort. Erstes Etappenziel war die Eishockey-Weltmeisterschaft, ausgetragen in Tampere und Riga. Nach einer guten Gruppenphase hatte Deutschland es in der eigenen Hand sich im Spiel gegen Frankreich für das Viertel-Finale zu qualifizieren. Mit dem 5:0 Sieg war nicht nur das Weiterkommen in die KO-Phase, sondern dank erfolgreicher Wette auch das Abendessen gesichert, welches nun unsere französischen Freunde zubereiten durften. 😊

Nach diesem Ausflug in die Stadt hat es uns wieder in die Natur gezogen. Unsere nächsten Ziele waren der Kolovesi Nationalpark sowie das Saimaa Seengebiet. Der Saimaa See ist der größte See des Landes und der viertgrößte natürliche See Europas. Befindet man sich in der Mitte der Seenplatte, lässt einen der Blick auf die örtliche Landkarte schonmal vergessen, dass man sich noch immer mitten im Landesinneren und weit weg von offenen Gewässern befindet. Da wir kein Boot dabei haben, welches hier wohl das geeignetere Fortbewegungsmittel wäre, erkunden wir das Gebiet entlang der Straßen, die sich auf schmalen Landstreifen durch die Seenplatte schlängeln. Da der Saimaa See nicht aus einem einzelnen Seebecken, sondern einem weit verzweigten System von miteinander verbundenen Seen besteht, lässt sich die tatsächliche Größe vom Land aus nicht wirklich erfassen. Tatsächlich besteht der Archipel, den die Seenlandschaft einschließt, aus 13.710 Inseln. Dabei ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Saimaa See auch aufgrund seines weltweit längsten Uferstreifens von 14.500 km bekannt ist. Nach Überlegungen einen Paddeltag mit gemietetem Ruderwerk einzulegen, wurden wir an einem unserer Stellplätze mit einem offenbar zur freien Verfügung stehenden Ruderboot begrüßt. Diese Chance haben wir uns nicht nehmen lassen.  Zu unserer Überraschung hatten wir dabei mitten auf dem See deutlich zu viel Bodenkontakt, wobei wir auf einem nicht gerade kleinen Felsbrocken aufgelaufen waren. Dieser ragte bis wenige Zentimeter unter die Wasseroberfläche und traf uns bei voller Fahrt. Schiffbruch haben wir dabei glücklicherweise dennoch nicht erlitten, sodass wir trockenen Fußes wieder an Land gehen konnten.

In Puumala sind wir durch die schöne Landschaft entlang des Robbenpfads gewandert, leider versteckten sich die Saimaa- Ringelrobben zu gut und wir bekamen keine zu Gesicht. Weiter führte uns unsere Route durch Savonlinna, wo wir in einer tollen Bar mit ettlichen Biersorten aus aller welt das Eishockey WM-Finale (Deutschland – Kanada) schauen konnten, hin zur zweitältesten Stadt Finnlands: Porvoo. Im schönen Abendsonnenlicht bewunderten wir hier die alten rostroten Salzspeicher der Altstadt am Ufer des Flusses Porvoonjoki.

Bevor wir Finnland und damit Skandinavien fürs erste endgültig mit der Fähre Richtung Estland verlassen konnten, stand noch ein Besuch der finnischen Hauptstadt Helsinki auf dem Plan. Ein wahres Kontrastprogramm zum übrigen Teil Landes.

Am 1. Juni haben wir die Fähre von Helsinki nach Tallinn genommen. Hallo Baltikum und Tschüss schönes Skandinavien. Insgesamt waren wir 189 Tage in Skandinavien.

Estland hat uns mit einem Besuch der schönen Altstadt von Tallinn begrüßt. Eine „Besichtigung“ der Ratsapotheke, der ältesten noch betriebenen Apotheke Europas, durfte dabei nicht fehlen. Weiter ging es entlang der Nordküste, die an den Golf von Finnland grenzt. Eine tolle Landschaft, die uns nicht nur aufgrund der Abwechslung nach den nicht endenden Wäldern Finnlands gefällt. Hier durchfahren wir neben Wäldern auch teils bewirtschaftete und teils brach liegende Felder sowie weite Moorlandschaften. Endlos lange und menschenleere Strände mit klarem Wasser gehören dabei ebenfalls zur estnischen Landschaft. Ein wesentlicher Unterschied zu Skandinavien sind die Zäune und Hecken, mit denen die Grundstücke eingefasst sind. Diese sind uns aus Deutschland natürlich wohlbekannt, aber in Skandinavien allenfalls eine Rarität. Ebenfalls sehen wir wieder mehr Blumen sowie blühende Hecken, Sträucher und Bäume. Vor allem der Flieder wächst und blüht hier im Norden des Landes in allen Farben in nahezu jedem Garten.

Im Osten kurz vor der russischen Grenze wird uns die Nähe zu Russland und damalige Besetzung durch die Sowjetunion deutlich. Die Straßenschilder sind in estnischer und russischer Sprache, wir besuchen ein russisch-orthodoxes Kloster und im ganzen Land sind russisch-orthodoxe Kirchen zu finden.

Auf dem Weg quer durchs Land machen wir ein Stopp auf einem alten Bauernhof, der von Mart und seiner Frau nun hauptsächlich als Landhausunterkunft bewirtschaftet wird. Wir konnten dort super mit unseren Campern stehen und eine Dusche sowie Waschmaschine benutzen. Zur Begrüßung gab es einen Rundgang übers Grundstück. Als erstes wurde uns sein Lieblingsort, die (Gin-) Bar vorgeführt (inkl. Begrüßungsschnaps, ein estnischer Moonshine: Herkunft natürlich unbekannt). Den Abend saßen wir gemütlich mit Mart zusammen und haben seinen Geschichten gelauscht, Gin sowie den ein oder anderen estnischen Schnaps getrunken. Ein toller Ort, an dem wir uns sehr willkommen und wohl gefühlt haben.

Nach dieser Exkursion des Landesinneren begeben wir uns wieder an de Küste, dieses Mal im Westen des Landes. Per Fähre setzen wir über auf die größeren der insgesamt 300 Inseln Estlands. Zunächst nach Hiiumaa und von dort geht’s weiter nach Saremaa. Die Stellplatzsuche ist hier in Estland allgemein ein Kinderspiel. Das Forstamt Estlands hat im ganzen Land sowie entlang der Küsten eine Vielzahl an größeren und kleineren, stets kostenlosen Stell- und Campingplätzen errichtet. Die Plätze liegen mitten in der Natur, sind über Schotterwege zu erreichen und verfügen über Grill- und Feuerplätze, Trockentoilette und Mülleimer. Gerade die Küstenplätze sind traumhaft, denn näher kann man dem Meer mit dem Auto nicht kommen. Seit gestern (14.06. – Anm.d.R.) ist das Grillen und Anzünden von Lagerfeuern aufgrund der seit über fünf Wochen andauernden Dürre allerdings offiziell untersagt. Für uns aktuell jedoch ein absolut hinnehmbare „Einschränkung“.

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