Sonne, Meer, Schnee und neue Freunde

Tale Beach, Albanien, 11. Dezember 2023

In Kroatien angekommen, fahren wir zunächst im Landesinneren ein Stück nördlich und erreichen in Šibenik schließlich wieder die Adriaküste. Von dort aus geht’s wieder südwärts entlang der Küste mit Zwischenstationen in Primošten, Trogir und Makarska auf die Halbinsel Pelješac. Während wir Šibenik und Primošten nur einen kurzen Besuch abstatten, halten wir uns nicht zuletzt wegen dem besseren Wetter in Trogir etwas länger auf. Wie auch bei unserer ersten Etappe in Kroatien begegnen wir in den Städten nur wenigen Touristen, wodurch jedoch auch viele Läden nicht geöffnet sind. Stattdessen stellen wir fest, dass die Weihnachtsvorbereitungen nun im vollen Gange sind und mehr als zuvor fällt uns auf, dass überall gebaut und renoviert wird. Besonders in Trogir sind einige Gassen nicht passierbar, da dort scheinbar an den Grundleitungen gearbeitet wird. Dennoch finden wir Gefallen daran durch die Gassen zu schlendern, uns in Kaffees auszuruhen und hier und da in eines der noch geöffneten Geschäfte zu schnuppern. Nach unserem Besuch in Trogir finden wir einen nur mühsam erreichbaren, aber dafür sehr schönen Stellplatz am Meer auf der Insel Čiovo mit Blick auf Split. Durch Split wollen wir eigentlich nur durchfahren, machen dann aber doch noch einen Halt im Bauhaus, da wir uns erhoffen hier ein paar Dinge besorgen zu können. Beim Betreten des Baumarkts vergessen wir, wie bereits zuvor in einem „Kaufland“, beinahe dass wir in Kroatien sind. Sortiment, Produkte und Aufteilung dieser Geschäfte unterscheiden sich kaum von den heimischen Märkten. Unser nächstes Besichtigungsziel ist Makarska, wo wir vor allem damit beschäftigt sind, nicht davonzufliegen. Aufgrund eines ordentlichen Sturms, der an diesem Tag durchzieht, haben wir in manchen Gassen Schwierigkeiten auf den Beinen zu bleiben. So wird der Aufenthalt hier ebenso nicht besonders ausgiebig, aber dennoch haben wir nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben. Schlussendlich finden wir auch noch einen Bäcker, bei dem wir Slanci probieren können. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Salzgebäck, welches, wie uns zu Ohren kam, zu den traditionellen kroatischen Backwaren gehört. Ist nicht schlecht aber vom Hocker haut es uns nun auch nicht. Von Makarska aus setzten wir unseren Weg entlang der Küsten fort. Bevor wir über die neue Brücke Kurs auf die Halbinsel Pelješac nehmen wollten, legten wir noch einen Übernachtungsstopp auf einer Buhne im Neretva Delta ein, wo es uns so gut gefallen hat, dass wir direkt noch eine Nacht drangehängt haben. Als wir wieder starten und der Sonne entgegenfahren, könnte die Laune kaum besser sein und so beschließt Soeren kurzerhand beim nächsten Straßenverkauf hinter einer Orangenplantage zu halten und kauft einen großen Sack Mandarinen. Eine gute Entscheidung, denn die Mandarinen waren die besten, die wir je gegessen haben.  Auf der Halbinsel Pelješac angekommen, besuchen wir das mittelalterlichen Städtchen Ston. Neben den alten Steinhäusern und engen Gassen des wirklich sehr kleinen Städtchens, ist die Hauptattraktion die ca. 5,5 km lange und damit längste erhaltene Wehrmauer außerhalb von China. Nach einer Wanderung auf der Mauer machen wir uns auf den Weg in Richtung unseres letzten Ziels in Kroatien: Dubrovnik.

Dort angekommen haben wir bei strahlend blauem Himmel erst den Blick auf die Altstadt mit einem Rundgang auf der Stadtmauer genossen und sind danach ziellos durch die Gassen geschlendert. Abgeschlossen haben wir den Stadtbesuch mit einem Bier vor der Kulisse eines wunderschönen Sonnenuntergangs an einer Bar außerhalb der küstenseitigen Stadtmauer sowie einer leckeren Pizza in einem Restaurant in der Altstadt. Am nächsten Tag verließen wir Kroatien zum zweiten Mal und zogen weiter nach Montenegro.

Wie schon in Bosnien und Herzegowina war unser erstes Ziel eine Telefonkarte mit mobilen Daten zu finden. Zwar wurden wir hier erst bei unserer vierten Anlaufstation in einem Supermarkt fündig, aber am Ende hatten wir für 15 Euro eine Prepaidkarte mit 500 GB Datenvolumen ergattert. Der Datenrausch konnte beginnen. Etwas ernüchternder war der Blick auf die Wetterkarte, der uns vor Augen führte, dass wir auf dieser Reise nicht allzu tief ins Landesinnere von Montenegro vordringen würden. Dort ist in den letzten Tagen so viel Schnee gefallen, den wir in diesem Winter zu meiden versuchen. Also haben wir uns erstmal in Meeresnähe aufgehalten und sind über Herceg Novi die Bucht von Kotor entlanggefahren. In Herceg Novi hatten wir uns überlegt, dass wir doch zumindest auf einer zur Hauptstraße parallel verlaufenden Nebenstraße durch die Stadt fahren können, um so noch ein paar Eindrücke zu sammeln. Gesagt getan und ehe wir uns versahen, fanden wir uns mitten in einer Straßenbaustelle wieder, die in Deutschland von der Bauaufsicht ohne Umschweife dicht gemacht worden wäre. Von der aus unserer Sicht chaotischen Baustelle mal abgesehen, fanden wir uns nach einiger Zeit in dem stockenden Verkehr direkt hinter der Fräsmaschine wieder, die vor uns den alten Belag abfräste. Die „Sightseeing-Tour“ durch Herzeg Novi entwickelte sich also zu einer absolut wahnsinnigen Stolperfahrt auf einer komplett zerstückelten Straße, die übersäht war mit kleinen und großen Asphaltbrocken. Mit Worten ist dieses Erlebnis kaum angemessen zu beschreiben, aber auch das war eine interessante Erfahrung.

Ein durchziehendes Sturm- und Schlechtwettergebiet haben wir in den Bergen oberhalb des Ortes Risan ausgeharrt, da wir keinen Sinn darin gesehen haben das Land bei diesem Wetter weiter zu erkunden. Die Highlights in diesen zwei Tagen waren die zwischenzeitlich großartigen Blicke auf die Bucht, wenn sich die Wolken um uns kurzzeitig einmal aufgelöst hatten, und ein kleiner Ausflug in den Ort Perast. Nach drei Nächten machten wir uns mit aufklarendem Himmel wieder auf den Weg nach Kotor. Nach einem Besuch der sehr sehenswerten Altstadt von Kotor nutzen wir noch die letzten Sonnenstunden und begaben uns auf den spektakulären, serpentinenreichen Bergpass hoch in den Lovcen Nationalpark. Nach etlichen Kurven, Fotopausen und wilden Ausweichmanövern kamen wir mit den letzten Sonnenstrahlen an unserem Stellplatz an. Auf Kosten einer weiteren frostigen Nacht werden wir hier mit einer grandiosen Aussicht auf die Bucht und das Meer belohnt. An dem folgenden Tag fahren wir weiter in den Nationalpark und hoch zum Petrovic-Njegos Mausoleum, vor allem, um von der Spitze des Berges den beeindruckenden, beinah ungehinderten Rundumblick zu genießen, wobei wir aufgrund der klaren Luft sogar schon die Anfänge der Albanischen Alpen erahnen können.

Vom Lovcen Nationalpark führt uns unsere Route über viele kurvige Panoramastraßen an den Skadar See. Hier entscheiden wir uns spontan für zwei Nächte einen kleinen, familiengeführten Campingplatz aufzusuchen, um Wäsche zu waschen und mal wieder eine warme Dusche zu erhaschen. Da es keinen Trockner gibt wird das Trocknen der Wäschen bei nasskalten Temperaturen zur Herausforderung, die wir aber einigermaßen gut gemeistert haben, dank eines kleinen Elektroheizlüfters in der Küche, die den Campinggästen zur Verfügung steht. Unseren freien Tag verbringen wir mit einer kleinen Wanderung zum nächsten Ort Virpazar, lassen uns dort von einem lokalen Hotelbetreiber auf dubiose Weise dazu bequatschen für das Hotel, einen Bootsverleih und das Restaurant exzellente Google-Bewertungen zu schreiben (immerhin haben wir einen kostenlosen Kaffee dafür herausgehandelt) und backen mal wieder ein Brot.

Von dem See aus geht es noch einmal zurück an die Küste. In Bar besuchen wir einen grünen Markt, wobei es sich im Grunde um einen Bauernmarkt handelt. Wie wir feststellen mussten, ist es nicht ratsam in Montenegro Obst oder Gemüse in einem Supermarkt einkaufen zu wollen. Zum einen ist die Auswahl eher mager und zum anderen lässt die Qualität, ungeachtet irgendwelcher Standards, zu wünschen übrig. Wenigstens frische Lebensmittel sollte man hierzulande an den Ständen, die es zuhauf an der Straße gibt, oder eben auf einem solchen Bauernmarkt einkaufen. Die Märkte sind vielerorts täglich und ganzjährig geöffnet und offenbar nicht nur ein Ort zum Einkaufen, sondern auch ein Ort der Begegnung. Einer Empfehlung folgend haben wir uns hier nicht nur mit frischem Gemüse und Obst eingedeckt, sondern auch noch Burek beim Laden um die Ecke geholt. Ohne große Stadtbesichtigung machten wir uns noch am gleichen Tag weiter auf den Weg nach Ulcinj, da Juli sich gewünscht hat die Bettwäsche zu waschen. Da dies bei der letzten Wäsche aufgrund des fehlenden Trockners schier unmöglich war (wollten wir doch abends nicht in der nassen Wäsche schlafen) haben wir in Ulcinj eine Wäscherei ausfindig gemacht. Nachdem wir die Wäsche abholen konnten, wollte Soeren unbedingt noch an der nahe gelegenen Cevaperia anhalten und das balkantypische Cevapcici FastFood ausprobieren. Total integriert fühlten wir uns dabei als wir auf eine umfangreiche Parkplatzsuche verzichteten und stattdessen einfach auf der Straße in 3. Reihe geparkt haben, um auf unser Essen zu warten. Die Cevapcici im Fladenbrot mit etwas Sauerkraut waren geschmacklich im Übrigen kein Highlight, aber wenigstens sind wir diese Erfahrung reicher. Übernachtet haben wir diese Nacht an einem, dank der Jahreszeit, einsamen Strand an der Küste von Montenegro mit dem Ziel am kommenden Tag nach Albanien einzureisen.

In Albanien fahren wir zunächst in die erstgrößere Stadt namens Shkodra. Hier kümmern wir uns inzwischen beinahe routiniert zunächst um eine Telefonkarte und Bargeld in der Landeswährung (Albanische LEG). Hinsichtlich der Telefonkarte sind wir ursprünglich davon ausgegangen, dass unsere montenegrinische Karte mit Balkan Roaming auch in Albanien funktionieren würden. Wie sich jedoch herausstellte, gilt das besagte Roamingversprechen nicht für Prepaidkarten. Auf den Schreck bestellten wir zu unserem Kaffee auch gleich noch jeweils eine Pizza dazu und fühlten uns dann gleich schon wieder besser, nachdem wir für zwei große Pizzen + 2 Kaffees umgerechnet nur ca. 13 Euro berappen mussten. So macht Essen gehen doch Spaß. Da vor allem Soeren sich nach dem 500 GB Flash in Montenegro nicht ohne mobile Daten abfinden wollte, besorgten wir uns also eine neue albanische Karte mit 30 GB für 23 Euro -wat mutt, dat mut-.  

Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zu unserem Stellplatz. Wie der Zufall es manchmal so will, erreichen wir die Abbiegung von der Hauptstraße gleichzeitig mit einem anderen Campervan mit deutschem Kennzeichen, der jedoch aus der Gegenrichtung kam. Der „Eiswagen“, wie Soeren den Van Namens Ali zunächst aufgrund der Ähnlichkeit zu einem Eiswagen, den wir aus Hannover kennen, nannte, beherbergt Lea und Alex, mit denen wir seither zusammen unterwegs sind. Da der eigentliche Stellplatz an dem Skadar See, an dessen gegenüberliegender Seite wir zuletzt schon in Montenegro (bei Virpazar) unterwegs waren, im Winter tatsächlich nicht an, sondern in dem See liegt, begnügen wir uns damit am Ende der Zuwegung zu parken, bevor der Weg durch Schlick und Seegras geradewegs in den See führt. Zumindest viel Verkehr haben wir hier wohl nicht zu erwarten. Dabei fallen uns die Worte des Hotelbetreibers in Virpazar wieder ein, der uns erzählte, dass der Pegel des Sees im Winter bis zu 6 m höher liegt als zur Sommerzeit.

Mit der Ankunft in Albanien, juckt es Juli immer mehr in den Fingern. Einen Winter ohne Schnee, -ne- das will sie nicht. Also gab Soeren irgendwann nach und wir machten doch noch einen Abstecher in die albanischen Alpen nach Theth. Zufällig wollten auch Lea und Alex dorthin, waren sich nur noch unsicher, ob sie das ihrem Ali zumuten wollten, vor allem da Sie keine Schneeketten an Bord hatten. Somit waren wir alle irgendwie froh, nicht allein in die Berge zu fahren. Bei strahlendem Sonnenschein (der Wetterbericht für die nächsten 48 Stunden sah vielversprechend aus) machten wir uns auf den Weg. Bevor es wirklich in die Berge ging, brauchte der Ali allerdings noch etwas mehr Luft in die Reifen. Dies ist in Albanien gar nicht so einfach, wie wir es aus Deutschland gewohnt sind. Etwas vorwegnehmend können wir sagen, dass wir während unseres Aufenthalts in Albanien nicht eine Tankstelle gefunden haben, an der es möglich gewesen wäre, den Reifendruck zu prüfen oder zu korrigieren. Auf unserem Weg in die Berge hatte sich schließlich eine kleine Werkstatt als hilfsbereit erwiesen, sodass wir die Fahrt fortsetzen konnten. Der Bergpass zog sich ziemlich in die Länge. Dank einer schmalen Straße, mit teils kniehohen Abbruchkanten, verbunden mit etlichen Kurven, Gegenverkehr sowie überholenden Autos wurde die Strecke zu einem kleinen Abenteuer. Doch da wir bei ca. 1000 m über Meereshöhe die Schneegrenze passierten und der höchste Punkt dieser Passage bei etwa 1700 m lag, war zumindest Juli sehr zufrieden mit der Fahrt, denn Schnee lag hier ausreichend.

Und auch Soeren hatte Grund zur Freude, denn der Ort Theth lag letztlich wieder ein kleines bisschen unterhalb der Schneegrenze. In dem Tal angekommen beschlossen wir die Sonne noch zu nutzen und machten eine Wanderung zum Blue Eye Kaprre. Bereits nach wenigen Metern schloss sich uns ein vierbeiniger Begleiter an. Der Streuner hatte offenbar Spaß daran mit uns spazieren zu gehen und mochte uns am Ende so sehr, dass er auch die ganze Nacht in der Nähe unserer Camper blieb und auf uns Acht gab. Am nächsten Tag starteten wir motiviert von den frühen Sonnenstrahlen sehr früh, um noch eine weitere Wanderung, dieses Mal höher in die Berge, zu unternehmen. Dafür stand zunächst ein Parkplatzwechsel auf dem Plan. Nichts Wildes würde man denken, allerdings lag in diesem Fall ein ca. 1 qm großer Felsbrocken auf der Straße und als wäre das nicht genug, war die Straße um den Brocken mit einer 1 cm dicken Eisschicht überzogen. Unsere neuen Begleiter Lea und Alex fuhren vorweg und blieben prompt auf dem Eis stehen. Die Glätte und etwas Steigung reichten aus, um jeglichen Vortrieb zunichtezumachen. Bewaffnet mit Hammer und dem Survival-Multifunktions-Klappspaten, den Soeren einst von der Familie seines Bruders geschenkt bekommen hatte, versuchten wir die Fahrspur von Eis zu befreien. Das nächste Problem, der Felsbrocken, ließ sich weniger leicht lösen. Aber nach einiger Zirkelei und ein wenig Schub von hinten, wobei auch noch zwei Albaner zu Hilfe eilten, schafften zuerst sie und dann wir es an dem Felsbrocken vorbeizukommen. Gut so, denn einen anderen Weg raus aus dem Tal gab es nicht und es machte nicht den Anschein, als ob irgendjemand in naher Zukunft beabsichtigen würde den Brocken von der Straße zu räumen. Ein bisschen später als geplant starteten wir dann unsere Wanderung in Richtung Valbona Pass. Diesen haben wir zwar nicht ganz erreicht, allerdings haben wir genügend Höhenmeter absolviert, um ein gutes Stück durch den Schnee zu stapfen. Auf einer verschneiten Lichtung mit grandioser Aussicht beschlossen wir, dass es besser wäre nach einer kurzen Snack- und Verschnaufpause den Rückweg anzutreten, um den Bergpass, der uns raus aus dem Tal bringen sollte, noch mit Tageslicht absolvieren zu können. Da es in den Bergen zwar schön, aber dennoch auch kalt war machten wir uns im Anschluss ohne Umschweife auf den Weg zur Küste und landeten schließlich an der Lagune von Patok. Die Lagune soll im Sommer ein beliebtes Urlaubsziel sein. Ob es am mittelmäßigen, etwas stürmischen, Wetter lag oder an der Wintersaison, uns hat es hier nicht lange gehalten und so haben wir am folgenden Morgen noch einmal umgeparkt. Unser Ziel war der Tale Strand. Der breite schwarze Sandstrand war wie zu erwarten menschenleer und die umliegenden Strandbars geschlossen. Für uns also genau das Richtige. So konnten wir mit unseren Campern mitten auf den Strand fahren und nach einem schönen Sonnenuntergang auch noch eine ruhige Nacht verbringen, wobei uns das Rauschen des Meeres in den Schlaf gewogen hat.

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