Pause vorbei, ab in den Süden!

Vrbnik, 06. November 2023

Wohin denn nun? Süd, Süd-West, Süd-Ost? Durchaus berechtigte Fragen, die uns viele vor unserem erneuten Aufbruch Ende September stellten, auf die wir selbst bei der Abfahrt jedoch keine Antwort parat hatten. Verlockende Ziele gabs in allen Richtungen. Zudem hatten wir erstmal noch Zeit für unsere Entscheidung, denn zunächst stand eine Verabredung mit Soerens Familie an der Mosel bei dort ansässigen Freunden der Familie auf dem Reiseplan. Nach Zehn Tagen gefüllt mit Weinbergswanderungen, Klettersteigen, Weinproben und Weinfesten war es auch hier an der Zeit für ein „Auf Wiedersehen“. Natürlich verließen wir die Mosel nicht ohne ein paar auserlesene Flaschen Wein im Gepäck. Eine Entscheidung unseres angepeilten Langzeitreiseziels war allerdings noch immer nicht gefallen. So war es eine willkommene Nachricht, als Tiphaine und Ludo uns auf unsere Nachfrage antworteten, dass Sie gerade im Alsace (dt: Elsass) in Frankreich verweilten und am Wochenende Zeit hätten. So entschieden wir uns der Mosel Flussaufwärts bis Trier zu folgen und von dort unseren verabredeten Treffpunkt, ein kleiner Wald- und Wanderparkplatz im Elsass, anzusteuern. Dort verbrachten wir mit den Beiden und den Hunden ein schönes gemütliches Wochenende. Die darauffolgende Woche war wild. Da wir an einer Paketstation in Saarburg ein Paket erwarteten (dieses war vor unserer Abreise aufgrund von Lieferschwierigkeit nicht rechtzeitig angekommen und durch Julis Mama dann weiter an die Paketstation in Saarburg gesendet worden), und schließlich auch noch technische Probleme die Abholung an der Paketstation behinderten, passierten wir in diesen Tagen einige Male die Grenzen zwischen Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Obwohl es ein ganzschönes hin und her wurde, haben wir die Zeit doch gut genutzt und neben Luxemburg und Saarburg auch noch kleine Städte und Dörfer im Elsass erkundet und uns mit Tiphaine nochmals in Ihrer Heimatstadt Metz getroffen.  

Nachdem wir dann schließlich auch das erwartete Paket in unseren Händen hielten, ging es über eine Wanderung im Schwarzwald, eine Besichtigung von Freiburg, mit Zwischenstopp am Bodensee nach Österreich. Wir hatten uns entschieden! Unser erstes langfristiges Zwischenziel ist Griechenland. Außerdem wollen wir jeglichen Kontakt mit Schnee vermeiden. Dies erschien uns angesichts der Jahreszeit und dem von uns angestrebten Reisetempo (langsam und mit vielen Zwischenstopps) durchaus ein Thema zu sein. Akut bedeutete dies auch, dass wir die Alpen überquert haben wollten, bevor die Schneegrenze dort zu tief fällt. Wir entschieden uns für die sagenumwobene Großglockner Hochalpenstraße und mit Blick auf den Wetterbericht gab es genau einen Tag an dem die Wetterprognose vielversprechend aussah. Davor hüllte sich das Gebiet in Regen und danach rückten neben weiteren Regenfronten auch die ersten Schneefallvorhersagen näher. Wir hatten mit dem von uns auserwählten Tag pures Glück, denn tatsächlich wurde es ein trockener, teils sogar sonniger Tag. So konnten wir die Straßen durch das grandiose Bergpanorama in vollen Zügen genießen. Die Befürchtung vieler Pessimisten in unseren Freundeskreisen, Bruno würde sich an den Bergpassagen die Zähne ausbeißen, können wir nun widerlegen. Auch wenn das steilste Stück zum höchsten Punkt der Straße, der Edelweißspitze auf 2571 m ü.d.M, nur sehr gemächlich im ersten Gang zu bewältigen war, hat Bruno doch alle Zweifler Lügen gestraft. Insgesamt haben wir das Motto „nicht Rasen Aussicht genießen“, welches häufig am Straßenrand steht, sehr ernst genommen. Trotz Wolken hat sich uns die Spitze des Großglockners auch gezeigt und auch auf die anderen zahlreichen 3000er Gipfel hatten wir atemberaubende Aussichten. Eine großartige, erlebnisreiche Strecke mit 36 Kehren, die wir nur jedem ans Herz legen können, auch wenn es die Mautgebühr in sich hat (das Reisen in der Nebensaison lohnt sich in dem Fall). Wir verbrachten einen vollen Tag auf der Bergetappe und machten abends von Eindrücken überwältigt und zur Feier des Tages mal in einem kleinen gemütlichen Campingplatz halt.

Insgesamt verbrachten wir einige schöne Tage in Österreich mit einem guten Mix aus Regen und Sonne. Die Sorge, dass freies Stehen und Übernachten im Auto in der Natur in Österreich missbilligt wird, wurde von vielen interessierten und freundlichen Ortsansässigen aus der Welt geschafft. Verregnete Tage nutzten wir für die Planung unserer Besuchsziele in Slowenien und bei gutem Wetter erkundeten wir die Landschaften wie das Naturerholungsgebiet rund um den Blausee.

Von Österreich ging es über den Wurzenpass, der es mit 18% Steigung bei nicht immer optimalen Straßenverhältnissen in sich hatte, über die Grenze nach Slowenien. Mit der Steigung hatte auch Bruno erneut gut zu kämpfen, aber in aller Ruhe sind wir oben angekommen und haben auch diesen Pass geschafft.

In Slowenien entschieden wir uns für einen kleinen Schlenker nach Bled, um auch in unserer Galerie ein Foto von dem Bleder See mit der kleinen Insel, die den damaligen Erbauern gerade groß genug schien, um einer Kirche dort zu errichten, zu haben. Aber um auch mal ehrlich zu sein: Der Blick vom Aussichtspunkt einer nahegelegenen Anhöhe bietet auf jeden Fall ein schönes Fotomotiv, aber davon abgesehen hat sich uns der Hype um dieses Ausflugsziel nicht erschlossen. Dies mag aber auch an uns liegen, vielleicht haben wir diesem Ziel nicht genug Zeit und Enthusiasmus gewidmet. Da das Wetter in den folgenden Tagen regnerischer werden sollte und wir an dem Tag sicher noch nicht genug Kurven und Höhenmeter gefahren sind entschieden wir nach einem kurzen Zwischenstopp am Naturreservat Zelenci auch noch den Vršičpass zu überqueren. Hier geht es in spektakulären 50 Spitzkehren und wahrhaftig unzähligen weiteren Kurven zunächst hoch auf 1611 m und schließlich runter in das Soča Tal. Während dieser Pass unterwegs auch mit unglaublichen Aussichten aufwartet, waren wir ebenso von der extrem kurvenreichen Strecke, auf der in vielen Kurven noch das ursprüngliche Kopfsteinpflaster eine eindruckswolle Geschichte erzählt, zutiefst beeindruckt.

Die nächsten Tage verbrachten wir im Soča Tal. Zwischen den Regenfällen unternahmen wir kleine Wanderungen zu Wasserfällen, den Soča Trögen und weiteren beeindruckenden Orten, an denen wir den reißenden Fluss bestaunen konnten. Aufgrund der vielen Regenfälle der letzten Zeit, hatte sich die ohnehin wilde Soča mit dem so herrlich türkis schimmernden Wasser in ein weißes, rasendes Ungeheuer verwandelt, was nicht weniger beindruckend anzusehen war. Aber so sahen unsere Fotos doch ganz anders aus, als manche Bilder, die es im Internet zu finden gibt. Das Wetter bescherte uns einige phänomenale Schauspiele der Naturgewalten mit unvermittelten Wechseln zwischen Starkregen und strahlendem Sonnenschein und allen voran spektakuläre Gewitter. Den Höhepunkt bildete ein einstündiges Blitzlichtgewitter, wobei die Aneinanderreihung der Blitze am ehesten mit dem Blitzlichtfeuerwerk einer Fotografenscharr am „Roten Teppich“ veranschaulicht werden kann. Begleitet wurde dies ebenso eindrucksvoll von einem anhaltenden Donnergrollen, wobei die Bässe in dem Tal wunderbar gruselig von Bergwand zu Bergwand prallten. In diesem Moment saßen wir einfach nur staunend da und beobachteten das Schauspiel, dass sich uns hier bot.

Bevor wir das erste Mal auf dieser Reise Meeresluft schnuppern wollten, machten wir noch einen Halt, um die Höhlen von Postojna zu besuchen. Diese, wie auch das Soča Tal, haben wir bei unserer Wanderung vor einigen Jahren von Jesenice über den Triglav bis an die slowenische Küste links liegen gelassen. Die Höhlen von Postojna gelten als eine der größten bisher bekannten Höhlenlandschaften. Vom Betreiber wird sie als zweitgrößte, für Besucher offenstehende, Tropfsteinhöhle der Welt angepriesen und obwohl einem schon bei der Anfahrt klar wird, dass es sich hier um ein touristisches Epizentrum handelt und auch der Eintritt selbst in der Nebensaison beachtlich ist, haben wir den Besuch nicht bereut. Der bisher bekannte Teil des Höhlensystems wurde uns mit einer Länge von ca. 24 km angegeben. Die 3,5 km von dieser Welt unter der Erdoberfläche, die wir teils mit der Bergbahn teils zu Fuß sehen durften, haben uns definitiv beeindruckt.

Von Slowenien aus überquerten wir die Grenze nach Kroatien und fuhren an die nördliche Adriaküste auf die Halbinsel Istrien. Bei milden Temperaturen, wunderschönen Stellplätzen unter Olivenbäumen direkt am Meer und mit sehr angenehmen, geschätzten 16 °C Wassertemperatur ließ es sich nicht nur super aushalten, irgendwie sind wir hier das erste Mal so richtig auf dieser Reise angekommen. Aktuell fühlt es sich zwar an wie eine Flucht vor den kalten Klimazonen, die uns auch in den folgenden Wochen vor allem im Landesinneren immer wieder begegnen werden, aber mit Ankunft an der Adriaküste konnten wir nun klimatisch gesehen erstmals an unserem Ziel für den diesjährigen Winter schnuppern. Ein gutes Gefühl.

Bei unserer Erkundungstour auf der Halbinsel Istrien machten wir Halt in den Küstenstädtchen Poreč, Rovinj und Pula, die ohne Zweifel allesamt einen Besuch wert sind. Wir hatten keine großen Erwartungen und auch keine Ziele, sodass wir uns einfach durch die kleinen Gassen und entlang der Hafenpromenaden haben treiben lassen. Jetzt in der Nebensaison haben diese Städte wohl einen ganz eigenen Charme verglichen zur Hauptreisezeit, was wir jedoch nur anhand des ausgewiesenen touristischen Angebots erahnen können. Wir selbst sind bisweilen unterschiedlicher Meinung ob menschenleere Gassen in so einem Urlaubsort nun besonders schön und entspannt oder doch eher skurril und leblos wirken. Zwischen den Orten haben wir immer wieder ruhige Parkplätze, mitunter keine 5 m vom Wasser entfernt oder oben auf einem Bergplateau mit weitreichender Aussicht, gefunden und genossen. Mit Bale haben wir uns dann schließlich noch eines der vielen malerisch schönen Bergdörfer besucht, von denen es auf der Halbinsel Istrien ebenfalls diverse gibt und durch die wir bisher nur durchgefahren sind, um an die Küste zu gelangen. In dem kleinen Stadtkern von Bale, der mit dem Auto praktisch nicht zu erreichen ist, fühlt man sich in der Zeit um Jahrhunderte zurückversetzt. Hier entsteht eine ganz eigene Stimmung, sodass wir am Ende froh waren diesen Abstecher gemacht zu haben.

Von Istrien führte uns der Weg weiter entlang der Küste, ein kleines Stück weiter nach Süden auf die Insel Krk. Auf dem Weg haben wir viele kleinere und größere Küstenorte und aussichtsreiche Panoramastraßen passiert, wobei wir uns sehr zwingen mussten, nicht überall anzuhalten. Auf die Insel Krk gelangt man wahlweise per Fähre oder Brücke, wobei wir uns für den längeren Landweg und die Brücke entschlossen haben. Auf Krk schauen wir uns in Baška um und finden einen traumhaften Stellplatz an einer kleinen Bucht in der Nähe von Vrbnik. Damit sich der abenteuerliche Weg zu unserem Stellplatz auch gelohnt hat, entscheiden wir hier zwei Nächte zu bleiben und machen Tagsüber eine Wanderung in den Weinort Vrbnik, der übrigens nicht nur für den in der Gegend angebauten Wein oder seine vielen engen verwinkelten Gassen bekannt ist, sondern die Besucher auch mit der engsten Gasse der Welt lockt. Diese Gasse mit Namen Klančić weist an der schmalsten Stelle gerade einmal eine Breite von 43 cm auf. Zum Glück passten wir seitwärts hindurch, sodass wir auf der anderen Seite am Marktplatz bei einem Glas Wein, oder zwei, die Sonne genießen und die Beine ausruhen konnten.

Am nächsten Tag brachen wir wieder auf, zurück aufs Festland und weg von der Küste ins Landesinnere. Hier wollen wir in den nächsten Tagen die Plitvicer Seen besuchen und anschließend die Grenze zu Bosnien und Herzegowina passieren. Dies wird jedoch Teil des nächsten Blogeintrags werden.

Ein Kommentar zu „Pause vorbei, ab in den Süden!

  1. Hallo ihr Lieben, wieder sehr schön von euch zu lesen und die wunderschönen Fotos zu sehen. Danke.
    In der Mare Tv Mediathek ist ein ausführlicher Bericht über die Höhlen von Postojna. Die Sendung heisst „Die slowenische Riviera“
    Liebe Grüße Bruni

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